Inhalt

Schüler begeistert vom Europäischen Jugendparlament (archivierte Mitteilung)

Mitteilung vom: 06.10.2015

Wie groß der Erfolg des Europäischen Jugendparlaments war, erlebten die Organisatoren am späten Samstagabend. Da saßen junge Europäer bei einem gemütlichen Grillabend beisammen, ließen die letzten vier Tage Revue passieren und verabschiedeten sich mit dem Versprechen, auch in Zukunft in Kontakt zu bleiben. Allen Sprachbarrieren zum Trotz, denn diese spielten für die rund 60 Schülerinnen und Schüler aus vier Nationen während der Jugendbegegnung „Together@home in Nettetal keine Rolle. Vom 30. September bis zum 4. Oktober begrüßte Nettetals Bürgermeister Christian Wagner dabei Teilnehmer zwischen 13 und 18 Jahren aus den Partnerstädten Caudebec-en-Caux in Frankreich, Elk in Polen, Rochlitz in Sachsen, Venlo in den Niederlanden, der Gesamt- und Realschule sowie des Werner-Jaeger-Gymnasiums in Nettetal. Durchgeführt wurde die Jugendbegegnung von Mitarbeitern des Civic Institut für internationale Bildung, die den Arbeitsgruppen während des gesamten Workshops als kompetente und engagierte Ansprechpartner zur Verfügung standen.

Den Teilnehmern wurde dabei ein attraktives und umfangreiches Programm geboten, das Workshops und Plan- und Rollenspielen einbezog und sich durchgängig mit wichtigen europäischen Themen beschäftigte. Doch auch Grundsätzliches zum europäischen Gedanken wurde besprochen. Wie funktioniert Europa? Wie setzt sich die Europäische Union zusammen und weshalb ist ein friedliches und vereintes Europa für alle Menschen besonders erstrebenswert? Die Frage nach einer sinnvollen EU-Erweiterung stand während des Planspiels „Fokus Balkan" im Mittelpunkt des Jugendparlaments. Hier wurden die Teilnehmer zu Entscheidungsträgern, schlüpften in die Rolle von Parlamentariern oder Fraktionen der Bewerberstaaten und erlebten, wie Prozesse auf europäischer Ebene durchgeführt werden. Dies alles mit großer Nähe zur Realität: Das Planspiel ist dem tatsächlichen Verfahren nach Art. 49 des EU-Vertrags nachempfunden, so dass die Jugendlichen nicht nur etwas über die verschiedenen Sichtweisen in Europa, sondern auch über EU-Verfahren lernten.

Mit Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und der Türkei standen vier Staaten bereit, deren Bewerbungen so genau wie möglich unter die Lupe genommen werden sollten. Die Teilnehmer arbeiteten in bunt gemischten Gruppen und nach den ersten gesprochenen Worten war auch die englische Sprache, in der die gesamte Jugendbegegnung durchgeführt wurde, für die meisten kein Problem mehr. Das Ergebnis überraschte: Nach zum Teil hitzigen Diskussionen in den Arbeitsgruppen stand fest, dass man mit Mazedonien lediglich ein Bewerberland in die EU aufnehmen wolle. Einigkeit herrschte unter den Teilnehmern sicher nicht, dennoch wurde eine Lösung gewählt, mit der sich schließlich alle einverstanden erklärten. Bürgermeister Christian Wagner, der sich immer wieder einen Überblick über die Arbeit des Jugendparlaments verschaffte, zeigte sich vom Engagement der Gäste begeistert: „Das Ergebnis dieses Planspiels verdeutlicht, wie sehr sich die Jugendlichen mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Leicht sind ihnen die Beschlüsse sicher nicht gefallen, der europäische Gedanke stand jedoch stets im Fokus. Und das ist bei diesem Planspiel ein ganz wichtiger Faktor."

Die Möglichkeit, einem „echten" Parlamentarier Fragen zu stellen, bekamen die Gäste ebenfalls. Der Besuch des SPD-Europa-Abgeordneten Jens Geier im Nettetaler Rathaus sorgte für eine lebhafte Diskussion und machte deutlich, wie sehr sich die jungen Menschen aller Nationen mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik beschäftigen. Jens Geier griff die Themen der Jugendlichen gerne auf, referierte als Parlamentarier über die Arbeit in Brüssel und gewährte so einen interessanten Einblick in den Alltag eines Abgeordneten. Eine Lösung für die Situation der Flüchtlinge hatte aber auch er nicht parat. Er forderte jedoch dazu auf, gemeinsame Wege zu finden, die Krise zu bewältigen und den europäischen Gedanken auch in Zukunft fortleben zu lassen.

Am zweiten Tag der Jugendbegegnung führte der Weg dann in das Europäische Parla-ment nach Brüssel, so dass alle Teilnehmer ein ganz genaues Bild der Europa-Politik bekommen sollten. Im Plenarsaal erfuhren die Gäste, welche Aufgaben das Parlament übernimmt, was die Europa-Politik regelt oder wie sich die Anzahl der Abgeordneten der EU-Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Auch wenn an diesem Tag keine Debatte stattfand ließ sich erahnen, dass hier spannende und zukunftsträchtige Entscheidungen getroffen werden. Im „Parlamentarium", dem hochmodernen Besucherzentrum des Europäischen Parlaments, kamen die jungen Teilnehmer dann voll und ganz auf ihre Kosten. Über dynamische interaktive multimediale Anzeigetafeln und mithilfe eines persönlichen Multimedia-Guides entdeckten die Jugendlichen auf innovative Art und Weise, was europäische Demokratie bedeutet. Im 360°-Kino ließ sich beobachten, wie die Mitglieder des EU-Parlaments ihre Interessen vertreten und wie es sich anfühlen mag, selbst als Abgeordneter im Parlament zu sitzen. Zeit für einen Stadtrundgang zu den weiteren Sehenswürdigkeiten sowie einem Bummel durch die belgische Hauptstadt blieb ebenfalls, so dass die Reise Richtung Nettetal schließlich am Abend mit vielen Eindrücken angetreten werden konnte.

Den Abschluss des Europäischen Jugendparlaments bildete ein weiterer Workshop am Tag der Deutschen Einheit. Die Wiedervereinigung Deutschlands stand dabei im Mittel-punkt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Teilnehmer geboren war. Umso interessanter war deshalb die Auseinandersetzung mit einem Thema, dass für die jungen Gäste selber kaum greifbar erscheint. Wie kam es zur Einigung, wie kann Einheit in Europa und weltweit heute gestiftet werden? Diesen Fragen stellen sich die Jugendlichen in fünf Arbeitsgruppen und bedienten sich dabei allen Möglichkeiten der Präsentation. Collagen-Tafeln informierten über Themen, die die Jugendlichen in der heutigen Zeit bewegen, eine weitere Gruppe untersuchte mit einem kleinen Theaterspiel, wie Einheit funktioniert, eine andere Arbeitsgruppe ging auf die Straße, um Nettetaler Bürger nach ihren Meinungen zu tagesaktuellen Themen zu befragen. Schließlich wurden Zusammenhänge und Auswirkungen europäischer Politik unter die Lupe genommen und ein Interview mit Zeitzeugen der Nachkriegszeit sowie der Wiedervereinigung angefertigt. Die Ergebnisse wurden dann zahlreichen Gästen, darunter Bürgermeister Bastien Coriton aus Caudebec-en-Caux sowie Antoin Scholten aus Venlo, vorgestellt. Die zeigten sich tief beeindruckt und erklärten, auch in Zukunft gerne an solchen Projekten und Begegnungen teilnehmen zu wollen. Nettetals Bürgermeister Christian Wagner schloss den offiziellen Teil der Veranstaltung und gab den Teilnehmern mit auf den Weg: „Ich freue mich, dass die Idee, einen kleinen Beitrag zur Zukunft Europas leisten zu können, auf so fruchtbaren Boden gefallen ist. Die Jugendlichen haben Interesse für Europa gezeigt und Freude und Spaß bei den gemeinsamen Begegnungen gehabt. Die Erfahrungen dieser Tage sollen mit nach Hause genommen werden und ich hoffe, dass viele weitere junge Menschen von dieser Begeisterung angesteckt werden."

Nach einem letzten gemeinsamen Abend ging es am Sonntag schließlich für alle Teil-nehmer auf die Heimreise. Vollgepackt mit vielen neuen Erfahrungen, einer Menge Wissen über Europa und Begegnungen, aus denen innerhalb von vier Tagen Freundschaften gewachsen sind. Gefördert wurde das Europäische Jugendparlament durch die Europäische Kommission sowie die Sparkassen-Stiftung.